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Zu harmlos. Das 3-Phasen-Modell der Geldwäsche.

Veröffentlicht am 20. November 2023

Das Drei-Phasen-Modell ist die gängige Theorie, um das komplexe Phänomen Geldwäsche zu beschreiben. Es ist ein künstliches Modell und soll das Verstehen der Geldwäsche bewusst vereinfachen, was auch gut ist, um es einer breiten Masse zugänglich machen zu können. 

Und trotzdem, die Art und Weise, wie wir Geldwäsche heute überwiegend erklären - gegenüber Student*Innen, Führungskräften, neuen Mitarbeiter*Innen oder Trainierenden - verharmlost das Phänomen als die white-collar-crime, die es eben nicht ist. 

Das ist ein Problem und Ärgernis, weil es dem Schaden sowohl der Vortaten, als auch der Geldwäsche selbst nicht gerecht wird. Und es damit denen einfach macht, die bis heute das Thema als überstrapaziertes und administratives Übel empfinden. 

Placement - Layering - Integration. Die drei Phasen der Geldwäsche. Die (notwendige) Vortat wird gerade noch am Rande mit erwähnt, ist aber eigentlich nicht mehr Gegenstand. 

Im Grunde genommen erzählen wir in Seminaren, Schulungen und Vorträgen, dass Vermögen aus einer Straftat in den legalen Finanzkreislauf eingespeist wird (Placement), das Ganze dann durch diverse Methoden verschleiert wird (Layering), um es dann der ursprünglichen Straftat nicht mehr zuzuordnen, in Luxusgüter oder Immobilien zu investieren (Integration). Geldwäsche als lineares Phänomen in einer komplexen Welt. 

Aber dieses Konstrukt ist in seiner simplen Verallgemeinerung falsch und wird dem Phänomen der Geldwäsche, dem Wirken krimineller Organisationen, den von ihnen begangenen Straftaten und der Nutzung daraus resultierender Vermögen nicht gerecht: 

  • Geldwäsche gibt es nur mit vorher begangenen Straftaten. „Wer einen Gegenstand, der aus einer rechtswidrigen Tat herrührt…“ (§ 261 StGB). Das ist elementar. Und es ist nebenbei der eigentliche Grund, weshalb wir die Geldwäsche bekämpfen. Weil es aus Straftaten stammt. Und weil sich Verbrechen nicht lohnen darf. Aber in Texten, Grafiken und Vorträgen verschwinden die Verbrechen oder werden nur noch am Rande erwähnt. Geldwäsche wird auf diese „cleanen“ drei Phasen reduziert.

    Wir müssen die zugrundeliegenden aggressiven Straftaten der Organisierten Kriminalität stärker mitkommunizieren, um ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, warum die Aufwände zur Geldwäschebekämpfung notwendig sind. Das zu waschende Geld kommt eben nicht aus dem Nichts, sondern aus menschenfeindlichen Straftaten – u.a. Menschenhandel (150 Milliarden USD Quelle), illegaler Wildtierhandel (23 Milliarden USD Quelle) oder illegaler Waffenhandel (3,5 Milliarden USD Quelle).

  • Das 3-Phasen-Modell der Geldwäsche impliziert in seiner (zu) schönen Einfachheit, dass Vermögen, die aus (Organisierter) Kriminalität erlangt werden, ausschließlich der Geldwäsche und Investition in Güter zugeführt werden. Aber es wäre wichtig deutlich zu machen, dass bevor irgendwelche Vermögen ihren Weg in Immobilien etc. finden, kriminelle Organisationen zuallererst ihr eigenes Bestehen und Überleben absichern.

    Kriminalität finanziert zuallererst Kriminalität. Nehmen wir ein südamerikanisches Drogenkartell. Es braucht u.a. Grundstoffe, Produktionsanlagen, Immobilien, Gehälter, Infrastruktur, Transportmittel, Gehälter, Bestechungsgelder, Waffen, Cash etc. Das am Leben halten und verteidigen derartiger Organisationen verschlingt Unsummen.

    Und ja, es bleiben immer noch Unsummen übrig, aber wir müssen das ganze Bild erzählen, um deutlich zu machen, warum Finanzermittlungen und Geldwäscheprävention so wichtig sind. Nämlich um zumindest mittelbar kriminelle Organisationen zu schwächen und die Begehung weiterer Straftaten zu erschweren.

  • Wir müssen in dem Modell deutlich machen, dass die drei Phasen der Geldwäsche nicht abgeschlossen für sich stehen. Es baut nicht die eine Phase sauber getrennt auf der Vorherigen auf. Es ist komplexer, willkürlicher und Phasen überlagern sich. Insbesondere aus den ersten beiden Phasen heraus werden Vermögen auch weiter dazu verwendet, erneut Straftaten zu begehen bzw. das Bestehen der kriminellen Organisation abzusichern (u.a. Korruption).

Wir müssen das Phänomen nicht in ein derart einfaches Modell pressen.

Wir können all den AFC-/AML-Expert*Innen da draußen (und denen, die sich dafür halten) mehr zumuten. Es ist wichtig, in dem Modell zur Beschreibung der Geldwäsche die unabdingliche Straftat / Kriminalität mitzunehmen, um Geldwäsche nicht simpler und sauberer darzustellen, als sie in Wirklichkeit ist.

Es sind die Straftaten und die kriminellen Organisationen, aus der sich die Verwerflichkeit der Geldwäsche und die Notwendigkeit zu deren Bekämpfung ergeben.

Mir ist klar, dass es, wenn man das Phänomen Geldwäsche beschreiben und einführen möchte, ein einfaches, erklärendes Modell braucht. Die hier downloadbare Grafik versucht, das gängige 3-Phasen-Modell um einige der oben genannten Kritikpunkte zu ergänzen, um ein vollständigeres (und nur ein wenig komplexeres) Bild darzustellen.

 

Danke für Ihr Interesse.

 

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